Hey
meine liebe Familie, Freunde, future Firstyears und UWC-Fans,
es
wird mal wieder Zeit. Eigentlich wurde es schon vor Monaten Zeit
einen neuen Eintrag zu schreiben, aber... naja... eigentlich habe ich
keine gute Ausrede für mein wochenlanges Schweigen, außer dass der
Schul-Stresspegel sich hier seit Beginn des Terms auf bisher mir
unbekannten Höhen befindet.
Die
Ferien zu Hause waren ein Genuss. Ich fand sehr schnell wieder in den
alten Tagesablauf und das Leben im kleinen Bad Endorf und es war
einfach schön wieder Familie und Freunde um mich zu haben, wieder
mit meinem geliebten Bruder Kartenspiele auszufechten, in den
glasklaren Seen in unserer Gegend baden zu gehen und vieles mehr.
Meine Verwandten sind weit verstreut und ich durfte lange Reisen
unternehmen um alle zu sehen. Natürlich wurde ich mit Fragen
bombardiert, was mir aber auch half mein bisher Erlebtes selbst zu
reflektieren. Am Ende der Ferien freute ich mich wieder auf meine
Freunde in Waterford und die Ankunft hier am College war einfach nur
wunderbar. Die Beziehung zu Freunden hat sich über das letzte Jahr
verändert. Anfangs versuchte jeder, jeden als Freund zu gewinnen. Im
ersten Term gab es am Abend immer eine Umarmungszeremonie vor allem
zwischen den IB1s. Feste Freundschaften waren noch nicht geschaffen
und man versuchte sich durch viele Freundschaften halt in dieser
neuen Welt zu gewinnen und sich alle Optionen offen zu halten. Heute
habe ich meine festen Freunde, mit denen ich mich super verstehe und
denen man all seine Probleme anvertrauen kann ohne eine Verbreitung
zu fürchten. Aus den durchschnittlich etwa 50 Umarmungen am Anfang
sind nun vielleicht zwei oder drei geworden, die einem aber viel mehr
bedeuten.
Ab
Term 3 habe ich auch das Gefühl mich so richtig selbstbewusst und
sicher durch den Collegealltag zu bewegen. Englisch ist überhaupt
kein Problem mehr (für diesen Blogeintrag benutzte ich sogar das
dictionary um das englische “familiar with” in das mir enfallene
“vertraut mit” zu übersetzen), ich kenne die Lehrer, weiß, wer
für was zuständig ist und bin vertraut
mit
der Hauptstadt Mbabane und anderen Swazi-Locations. Ich bin rundweg
glücklich, erfüllt und sehe motiviert in die Zukunft.
Mit
etwas Wehmut genieße ich die letzten Wochen mit unseren geliebten
IB2s, die schon anfangen all ihre Sachen an uns zu verkaufen. Dieser
Abschied ist für alle UWC-Firstyears schwierig und es wird einem
schlagartig bewusst, das man selbst schon in einem Jahr diese Welt
für immer verlässt. Wie schnell doch die Zeit vergeht.
Ich
freue mich jedoch schon sehr auf unsere Firstyears. Moritz, Philipp
und Stella - ihr seid herzlich willkommen und wie werden versuchen
euren Start so leicht und angenehm wie möglich zu machen. Ich habe
noch sehr gute Erinnerungen an meine Erfahrungen der ersten Tage.
Meine
Pläne für die nächsten Ferien im Dezember sind wie folgt: die
ersten zwei Wochen reisen zwei Freundinnen mit mir nach Simbabwe zu
den angeblich atemberaubenden Victoriafalls. Danach gehts nach Hause
über Weihnachten, in denen ich meine Weisheitszähne verlieren werde
und weitere spaßbringende Aktivitäten auf mich warten, wie zum
Beispiel das Schreiben meines Extended Essays. Nein, ich werde es
genießen! Weihnachten zu Hause ist etwas ganz besonderes. Für die
IB1-Orientationweek komme ich dann wahrscheinlich wieder zurück nach
Waterford.
Ok
nun mal zu erwähnenswerten Ereignissen und Entwicklungen:
Wir
hatten Group 4-Projekttage an denen alle naturwissenschaftlichen
Schüler zusammen Experimente entwerfen durften, um einen Sachverhalt
zu untersuchen. Dabei kam es aber nicht auf die Ergebnisse sondern
auf die Teamarbeit, Aufgabenverteilung und das Gruppenklima an, die
auch benotet werden und dann einen winzigen Prozentanteil an meiner
finalen Bio- und Chemienote darstellen. Insgesamt lief es meiner
Meinung nach in unserer Gruppe ziemlich schlecht: Die Arbeit neben
den Experimenten (Recherche, Auswertung, Plakat gestalten) blieb an
einzelnen Schülern hängen und die meisten Schüler hatten auch
keine kreativen Ideen, mit denen sie zu aufregenderen Experimenten
hätten beitragen können. Trotzdem konnten wir unsere Lehrer im
Interview vom genauen Gegenteil überzeugen und stellten uns als eine
Traum-Truppe dar :). Mal schauen wie die Noten so ausfallen werden.
Für
die IB2s durften wir IB1s eine In-house-leavers Feier vorbereiten die
im Kontrast zu den official leavers eher einer großen Faschingsfeier
glich. Unser Theme war “Superheroes” und jeder Korridor wählte
sich einen Helden aus und repräsentierte diesen während der
Zeremonie. Da unser Jahrgang auch das Kochen für etwa 250 Leute
übernehmen musste meldete ich mich für das cooking comitte und
wurde zum Vorsitzenden ernannt, was einen riesen Berg an Arbeit mit
sich brachte. Letzendlich lief alles super und ich habe weitere
wichtige Erfahrungen in Sachen Organisation gemacht. Was es gab?
Pizza (Mexican, Hawaiian, Chicken, Vegan, Vegetarian, Ham...), Pasta
mit zwei verschiedenen Soßen, einen Riesen-Salat, zwei Superman
Torten, chocolate mouse, Götterspeise in drei Farben und Brownies.
Seit
Term 3 gibt es einen neuen Volunteer in Waterford. Jay June graduated
dieses Jahr am Mahindra College und hat sich ein Jahr Pause gegönnt,
bevor es an die Uni geht. Ich verstehen mich bestens mit ihm und wir
hatten schon viele interessante Gespräche in denen wir auch die
beiden Colleges verglichen haben. Nun will er sich an der
Jakobsuniversität in Bremen bewerben. Jay startete das Projekt
“Gemüseacker” und ich helfe ihm beim Pflanzen, wässern und
Unkraut-jäten. Da er das College schon im Dezember wieder verlässt,
übernehme ich vielleicht das Projekt.
Diese
Woche stehen unsere ersten wichtigen Examen an. Alle Fächer werden
in 10 Tagen geprüft unter IB Endexam-Bedingungen. Für einige
Universitäten spielen diese Noten eine Rolle.
Letzen
Mittwoch hatten wir einen 10-mütigen Tango-Auftritt am “Evening of
dance”. Das Video hierzu muss von mir noch bearbeitet werden und
wird dann irgendwann auf der Website von Waterford zu finden sein. Es
lief sehr gut. Unsere Lehrerin plant schon den nächsten Auftritt zum
50. Jubiläum von Waterford Kamhlaba nächsten April, zu dem Desmond
Tutu und wahrscheinlich besuchen wird. Ich will unbedingt die
Möglichkeit bekommen aufzutreten. Wer kann schon behaupten in seinem
Leben mal für Desmond Tutu Tango getanzt zu haben ;)
Sofort
nach den Exams findet für die Biologie HL-Schüler, also auch für
mich ein Biotrip in ein Naturreservat in Swasiland an. Was uns die
Natur hier an Artenvielfalt und unberührter Landschaft bietet muss
natürlich auch von uns Waterfordians gewinnbringend genutzt werden.
Drei Tage lang werden wir durch den Wald ziehen und Insekten,
Pflanzen und Tiere zählen um dann die Größe verschiedener
Populationen einschätzen zu können. Daraus entstehen dann auch
Noten, die zu unserem Abschlusszeugnis beitragen. Bilder und Berichte
hierzu folgen.
Die
beim letzten Eintrag versprochenen Bilder von meinem Wochenende in
einem Homestead sowie wenige Bilder vom Brotbacken am “European
Evening” sind nun endlich unter “Homestead & Brotbacken” zu
finden. Ich entschuldige mich für die Verspätung.
Ich
wünsche euch einen schönen Winteranfang.
Liebe
Grüße,
Juli